Artikel vom 
Februar 13, 2023

Wie gelingt mir ein gesunder Umgang mit sozialen Medien?

Lesedauer 4 Minuten

In unserem Artikel “Welchen Einfluss haben die sozialen Medien auf unsere Psyche?” kannst du  etwas über die Auswirkungen sozialer Medien auf die psychische Gesundheit lesen. Dort wird die suchtartige Mediennutzung bereits kurz angerissen. Im Vergleich zur Behandlung anderer Suchterkrankungen, ist die vollkommene Internet-Abstinenz eher unrealistisch, da ein großer Teil unseres Lebens online stattfindet. Vielmehr geht es darum, einen gesunden Umgang mit den sozialen Medien zu finden. Und egal ob “abhängig” oder nicht, jede:r von uns kann sicherlich in 1-2 Hinsichten den eigenen sozialen Mediengebrauch gesünder gestalten. 

6 Schritte für einen besseren Umgang mit sozialen Medien

1. Beobachten:

Schau der Wahrheit ins Gesicht und beantworte Folgendes: 

  • Wie oft nutzt du soziale Medien? Die meisten Smartphones zeigen bereits an, wie viele Stunden man täglich bei Instagram & Co verbringt.
  • Warum nutzt du soziale Medien? Als Informationsquelle, zur Inspiration, als Zeitvertreib,Kommunikationsmittel, zum Spaß oder als Ablenkung von unangenehmen Gefühlen?

Frage dich anschließend: 

  • Hast du soziale Medien wirklich nur aus den vorher definierten Gründen genutzt oder sind andere Gründe hinzugekommen? 

Diese Fragen helfen dir dabei einzuschätzen, ob dein Plan/Vorhaben (z.B. sich inspirieren lassen) und deine Umsetzung (erst auf Instagram inspiriert, dann gelangweilt rumgescrollt) übereinstimmen. 

  • Wie fühlst du dich nach der Nutzung? Besser oder schlechter? Welche Nutzungsarten tun dir gut?

2. Analysieren:

  • Hast du deine Nutzungszeit angeschaut, frage dich: 1) Möchtest du so viel Zeit auf sozialen Medien verbringen? Ist das ok für dich? Oder könntest du die Zeit besser mit anderen Dingen verbringen, die dich eventuell besser fühlen lassen? Was könntest du stattdessen tun?
  • Wann möchtest du dir erlauben, soziale Medien zu nutzen? Aus eigener Lust und mit einem konkreten Ziel (z.B. um etwas zu klären, zu kommunizieren, etwas nachzuschauen, eine Info einzuholen)? Dann deaktiviere doch die Benachrichtigungseinstellungen. Falls du jedoch dazu neigst, im Minutentakt in die entsprechende App zu gehen, um nachzuschauen, ob es etwas Neues gibt, lass die Benachrichtigungen lieber an. 

3. Rationalisieren:

Was wir in sozialen Medien sehen, entspricht meistens nicht der Realität bzw. ist ein sehr einseitiges Bild der Realität. Wir vergessen die gefilterten Wahrheiten und unrealistischen Idealbilder jedoch schnell. Mach dir immer wieder klar, dass auf sozialen Medien stets nur das Schönste, aus dem besten Winkel, perfekt inszeniert, gezeigt wird. Vielleicht wurde auf dem Foto auch der Bauch eingezogen oder das Make-Up frisch erneuert. Mach dir das immer wieder klar und wahre eine kritische Distanz. 

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4. Verändern:

Hast du in Punkt 2 vielleicht bereits gemerkt, dass du dich nach dem Konsum sozialer Medien häufig schlecht fühlst, z.B. niedergestimmt, neidisch, minderwertig, frustriert oder genervt, schau an dieser Stelle einmal, was du aktiv verändern kannst. Sicherlich gibt es Personen, deren Inhalte dich inspirieren und antreiben. Doch genauso wird es auch Personen geben, die dich mit ihren Beiträgen eher negativ beeinflussen, dich nachdenklich, traurig oder minderwertig fühlen lassen. Da es den meisten Menschen schwer fällt, sich von den perfekten Idealbildern realistisch abzugrenzen, sei ehrlich zu dir selbst und frage dich, welchen Personen oder Seiten du zugunsten deiner psychischen Gesundheit besser “entfolgst” bzw. deabonnierst. An dieser Stelle heißt es: Aussortieren & authentische Vorbilder suchen!

5. Langsam reduzieren:

Nach deiner Beobachtung aus Schritt 1, schaue gezielt zu welchen Zeiten und in welchen Situationen du auf die Nutzung sozialer Medien verzichten kannst und versuche, dich aktiv daran zu halten. Große Veränderungen entstehen oft im Kleinen. Es ist sicherlich klüger, sich nicht von heute auf morgen vorzunehmen, die Nutzungszeit um die Hälfte zu reduzieren. Auch eine “handy- bzw. Soziale-Medien-freie Woche” begünstigt höchstwahrscheinlich eher einen Jojo-Effekt als eine langfristige Veränderung. 

Es geht hierbei also darum, deine Nutzungszeit Schritt für Schritt zu reduzieren. Angefangen bei 5 Minuten weniger pro Tag usw. Man kann sich dafür übrigens auch Sperren einstellen (z.B. Instagram nach 30 Minuten Nutzungszeit pro Tag sperren). Wenn es dir schwerfällt, Situationen zu finden, in denen du auf dein Handy verzichten könntest, schau doch einmal, ob du dir nicht lieber ein schönes Morgen- oder Abendritual suchst, anstatt (wie die meisten von uns) direkt zum Handy zu greifen. Schließlich stört das Blaulicht unserer Smartphones auch unseren Schlaf. Denk dabei stets daran: Lieber eine kleine Veränderung, an die du dich hältst, als eine große, die du nach kurzer Zeit aufgibst!

6. Echte Werte leben:

Versuche, wann immer es geht, deinen Mitmenschen so nah wie möglich im echten Leben zu sein. Vielleicht kannst du es dir zur Herausforderung machen, immer möglichst persönlich zu sprechen, bzw. falls dies nicht möglich ist, eher zu (video-)telefonieren als zu chatten. Beim Telefonieren haben wir die Stimme als “echte Quelle”. Versuche eine möglichst physische Nähe herzustellen und deinem echten Leben mehr Aufmerksamkeit zu schenken als dem Online-Leben. Denn dein Handy (auch, wenn es sich an einigen Stellen anders anfühlen mag) ist nicht dein echter Freund, sondern bloß ein kleines, technisches Gerät.

Dazu gehört auch Folgendes: Die Push-Nachrichten auf unseren Smartphones suggerieren, dass wir ständig erreichbar und verfügbar sein “müssen”. Doch müssen wir das wirklich? Und ständig? Sicherlich gibt es gewisse Ausnahmen, in denen ein sofortiges Reagieren angemessen und in Einklang mit deinen gelebten Werten steht. Doch dabei handelt es sich bestimmt um Ausnahmen. Gib dem wahren Leben den Vortritt und fokussiere echte Gespräche, Berührungen und Blicke. 

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Friederike Schubbert

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