Lesedauer 7 Minuten Veränderte Stimmung, Schlafmuster oder Interessen? Erfahre, wie du psychische Frühwarnzeichen erkennst und ihnen vorbeugst.
Lange Zeit haben wir uns über den Darm nicht allzu viele Gedanken gemacht. Er galt als Organ, welches wir für unser Geschäft benötigen und mehr nicht. In den letzten beiden Jahrzehnten hat sich die Forschung etwas intensiver mit dem Wunder-Organ Darm befasst. Dabei kam sie zu der erstaunlichen Erkenntnis, dass sich Darm und Psyche gegenseitig beeinflussen. Wir erklären dir hier, wie dieser Einfluss aussieht und geben Tipps, wie du deine Gesundheit von Darm und Psyche verbessern kannst.
„Man, immer dieser nervige Durchfall - der ist so quälend. Bananen helfen auch nicht. Ich fühl mich total hilflos. Das kann ich beim ganzen Stress momentan echt nicht gebrauchen.“
Als Darm-Hirn-Achse wird die enge, direkte Verbindung zwischen Darm und Psyche bezeichnet. Über neurologische, hormonelle und immunologische Signale können die beiden Organe so miteinander kommunizieren und zusammenarbeiten. Was viele Menschen nicht wissen: Der Darm verfügt über ein eigenes Nervensystem, welches dem Darm ermöglicht, autonom zu arbeiten. So kann er z.B. selbst Hormone, wie Serotonin oder Dopamin produzieren. Diese Hormone werden auch als Stimmungsmacher oder Glückshormone bezeichnet und ihre Produktion im Darm trägt sicher zu der weiten Verbreitung von Redewendungen wie „Schmetterlinge im Bauch haben“ bei. Aufgrund der Darm-Hirn-Achse haben die Hormone, die im Darm produziert werden, Auswirkungen auf das Gehirn und umgekehrt.
Der Darm und das Hirn sind eng miteinander verbunden, weil sie während der Entstehung als Embryo aus dem gleichen Gewebe gebildet werden. Später teilt sich das Nervenknäuel auf und es bildet sich das Nervensystem des Gehirns sowie das Nervensystem des Darms. Beide sind jedoch weiterhin über einer Art Faden, den Vagus Nerv, miteinander verbunden. Man kann sich Hirn und Darm also wie ein räumlich getrenntes Liebespaar vorstellen.
Eine weitere Verbindung stellt unser Immunsystem dar. Das Immunsystem befindet sich in unserem Darm und schützt uns vor Krankheiten. Eine Entzündung in der Darmwand kann durch unser Immunsystem aber auch zu Gehirnkrankheiten wie Morbus Parkinson oder Alzheimer führen. Bestimmte Stoffe aus dem Darm können ins Gehirn gelangen und die Krankheiten fördern. Es wird also schnell deutlich: Die Zeit, beide Organe getrennt voneinander zu betrachten, ist vorbei!
Wer hätte es gedacht: Unsere Darmbakterien sind wichtig für unser Gehirn! Die Darmflora besteht aus Billionen von Bakterien, die im Verdauungstrakt leben und dabei helfen, Nährstoffe aus der Nahrung aufzunehmen. Doch sie erfüllen noch weitere wichtige Funktionen. Sie produzieren beispielsweise Serotonin oder Dopamin, welche als Neurotransmitter im Gehirn eine wichtige Rolle bei der Regulierung unserer Stimmung spielen. Tatsächlich wird geschätzt, dass etwa 90% des Serotonins im Körper im Darm produziert werden.
Wenn wir ballaststoffreiche Nahrung zu uns nehmen, produzieren die Bakterien in unserem Darm kurzkettige Fettsäuren. Diese sind nicht nur gut für unseren Darm, sondern auch für bestimmte Zellen in unserem Gehirn, die sogenannten Glia-Zellen. Diese verringern beispielsweise die Wahrscheinlichkeit auf Erkrankungen wie Parkinson oder Alzheimer. Ein gesunder Darm beugt also nicht bloß Darmerkrankungen, sondern ebenfalls sogenannte neurodegenerative Erkrankungen vor!
Auch gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Ungleichgewicht von Darmbakterien und psychischen Erkrankungen, wie Depressionen und Angsterkrankungen. Eine gestörte Darmflora kann das Risiko von Entzündungen im Darm erhöhen. Werden diese Entzündungen chronisch, sind sie depressionsfördernd. Außerdem können Darmentzündungen zu einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmwand führen, was man als „Leaky Gut Syndrome“ (dt. durchlässiger Darm) bezeichnet. Dabei ist die Darmschleimhaut insofern geschädigt, als dass Toxine und Bakterien in den Blutkreislauf gelangen, die dort nicht hingehören und das Immunsystem beeinträchtigen. Diese Stoffe können Entzündungen im Körper verursachen und zur vermehrten Produktion von Stresshormonen im Körper führen – beide Faktoren begünstigen psychische Erkrankungen.
Aktuelle Studien zeigen, dass Menschen mit Depressionen häufig ein Ungleichgewicht der Darmflora aufweisen. Andersherum zeigt eine aktuelle Meta-Analyse (= Zusammenfassung mehrerer Studien), dass die Einnahme probiotischer Bakterien in Zusammenhang mit einer Linderung von depressiven Symptomen (jedoch nicht Angstsymptomen!) steht. Die Ergebnisse sind vielversprechend, jedoch recht frisch und müssen noch in weiteren Studien überprüft werden.
Wenn es um die Auswirkungen von Depressionen auf den Körper geht, denken die meisten Menschen wahrscheinlich an Symptome wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Schlafstörungen. Was jedoch oft übersehen wird, ist der Einfluss von Depressionen auf den Darm und die Verdauung. Tatsächlich gibt es zahlreiche Studien, die einen Zusammenhang zwischen Depressionen und Magen-Darm-Problemen aufzeigen. Eine Studie aus dem Jahr 2015 ergab beispielsweise, dass Menschen mit Depressionen signifikante Veränderungen in der Zusammensetzung ihrer Darmflora aufweisen. Veränderungen in der Darmflora können zu Verdauungsproblemen wie Blähungen, Durchfall und Verstopfungen führen. Ein gestörtes Verdauungssystem kann auch Probleme wie Sodbrennen, Aufstoßen und Übelkeit hervorrufen oder verursachen, dass Nährstoffe nicht richtig aufgenommen werden, was zu einem Mangel an wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen im Körper führen kann. Häufig neigen Menschen mit Depressionen außerdem dazu, sich aufgrund der Belastung durch die Beschwerden sehr auf diese zu konzentrieren und um sie zu kreisen, was im Sinne eines Teufelskreises die Verdauungssymptome weiterhin verstärken kann.
Unter Depressionen verändert sich außerdem häufig auch der Appetit: wir haben gar keinen Appetit oder deutlich mehr Appetit als sonst. In Kombination mit den depressiven Symptomen der Gleichgültigkeit sowie der Antriebslosigkeit kann es während einer Depression schwieriger werden, überhaupt etwas zu essen oder sich aufzuraffen und etwas Gesundes zu kochen. Spricht man vom „emotionalen Essverhalten", ist damit zum Beispiel der leichte Griff zu Fertiggerichten mit Zusatzstoffen bzw. Speisen mit viel Zucker gemeint, die kurzfristige Glücksgefühle begünstigen, langfristig jedoch eher das Gegenteil bewirken.
Auch Stress hat eine enorme Auswirkung auf unseren Darm und geht mit klassischen Verdauungsproblemen wie Blähungen, Durchfall und Verstopfungen einher. Ein bisschen Stress ist normal und für unseren Darm nicht ungesund, im Gegenteil! Stresshormone wirken sogar kurzfristig antibakteriell und tun uns für kurze Zeit gut. Langfristig sieht es jedoch anders aus.
Sind wir gestresst, wird unserem Körper für die Stressbewältigung viel Energie bereitgestellt. Doch woher nimmt der Körper diese Energie? Es handelt sich um einen „Deal“ mit dem Darm! Wenn wir gestresst sind, müssen wir uns nämlich um wichtigere Dinge als unsere Verdauung kümmern, z.B. möglichst schnell wichtige Entscheidungen treffen, schnell laufen/ fliehen oder kämpfen („Fight-or-Flight-Response“). Regenerative Systeme, wie der Darm, werden währenddessen also abgeschaltet, was auf lange Sicht und im chronifizierten Zustand zu Verdauungsproblemen, Verstopfungen oder auch Durchfall führen kann. Außerdem können die Stresshormone, die kurzfristig antibakteriell (=gut) wirken, langfristig auch hilfreiche Darmbakterien „bedrohen“, die wir dringend für eine gute Verdauung aber auch (wie oben erklärt) für eine gute Hirngesundheit benötigen.
Wird der Stress chronisch und die Vielfalt der Darmflora reduziert, kann unsere Darmschleimhaut auch nicht gut versorgt werden. So kann es dort zu Verletzungen kommen und wir können schneller das sogenannte Reizdarmsyndrom entwickeln. Dabei handelt es sich um eine chronische Funktionsstörung des Darms, bei der es zu Bauchschmerzen, Blähungen und Veränderungen der Stuhlgewohnheiten kommt. Oft finden sich als Auslöser nicht nur Stress sondern vor allem auch Ängste: Studien haben gezeigt, dass Menschen mit Reizdarmsyndrom häufig höhere Angstwerte haben, so dass angenommen wird, dass Ängste das Reizdarmsyndrom entweder auslösen oder verschlimmern können. Das kann daran liegen, dass Ängste beeinflussen können, wie schnell oder langsam sich der Darm bewegt, so dass es zu Verstopfungen oder Durchfall kommen kann. Die Symptome des Reizdarms werden außerdem bei Menschen mit Angsterkrankungen als schwerwiegender und die Schmerzen als stärker erlebt. Es ist also wichtig, die psychologischen Faktoren des Reizdarmsyndroms zu verstehen und zu behandeln, um eine wirksame Verbesserung des Reizdarmsyndroms zu ermöglichen.
Depressionen, Stress und Ängste sind somit nicht nur für unsere mentale Gesundheit, sondern auch für unsere Verdauung ein ernstzunehmendes Problem!
Es gibt viele Möglichkeiten, die Gesundheit von Darm und Psyche zu verbessern. Hier sind einige Tipps:
Eine ausgewogene Ernährung kann einen positiven Einfluss auf die Gesundheit von Darm und Psyche haben.
Präbiotika sind Nahrungsbestandteile, die das Wachstum von nützlichen Darmbakterien fördern können. Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die die Darmflora unterstützen und die Verdauung fördern können. Beide können helfen, das Gleichgewicht der Darmflora zu erhalten und Entzündungen zu reduzieren.
Meditation und Achtsamkeitsübungen können helfen, Stress abzubauen und die Psyche zu beruhigen.
Du siehst, es gibt viele Möglichkeiten, für die Gesundheit von Darm und Psyche zu sorgen und du kannst selbst viel verändern! Glücklicherweise gilt unser Darm auch als eins der am schnellsten regenerierenden Organe! Also: Iss dich glücklich!
Lesedauer 7 Minuten Veränderte Stimmung, Schlafmuster oder Interessen? Erfahre, wie du psychische Frühwarnzeichen erkennst und ihnen vorbeugst.
Lesedauer 6 Minuten Deal-Breaker, Ghosting und Co: Wie du deine Psyche beim Online-Dating schützen kannst.
Lesedauer 5 Minuten Du willst wissen, wie du mit Bindungsangst und Verlustangst umgehen kannst? Wir haben 7 Tipps für dich gesammelt.
Mit dem Buttonklick willige ich ein, dass die von mir angegebenen Daten ausschließlich zum Newsletter-Versand mit der Newsletter-Software rapidmail genutzt werden. Jeder Newsletter enthält einen Abmelde-Link. Die Datenschutzerklärung haben ich gelesen. Die Angaben sind freiwillig und können jederzeit widerufen werden.