Lesedauer 7 Minuten Woran du eine Angststörung erkennst, welche typischen Symptome es gibt und was du gegen Angststörungen tun kannst, erfährst du hier.
Sorgen und Ängste kennen fast alle Menschen. Doch wenn die Angst zu stark wird, deinen Alltag einschränkt und deine Lebensqualität beeinträchtigt, scheint es manchmal fast unmöglich allein aus dem Kreislauf der Angst wieder herauszukommen. Und das musst du auch gar nicht alleine schaffen. Denn die kognitive Verhaltenstherapie bei Angststörung kann sehr gut helfen.
Bei Angststörungen wie der Generalisierten Angststörung, Panikstörung, sozialer und spezifischer Phobie ist die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) das Mittel der Wahl. Daher wird die KVT bei Angststörungen auch von der aktuellen S3-Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF)empfohlen. Leitlinien sind von Fachgesellschaften und Expert:innen entwickelte Empfehlungen an Ärzt:innen und Therapeut:innen für eine angemessene Behandlung von (psychischen) Krankheiten, die den gegenwärtigen wissenschaftlichen Erkenntnisstand wiedergeben. Die S3-Leitlinie stellt hierbei den höchsten Standard der Leitlinienentwicklung dar. Sie beinhalten Handlungsempfehlungen, nach denen Erkrankungen behandelt werden sollten.
Die S3-Leitlinie Angststörungen gibt Handlungsempfehlungen für Panikstörung und Agoraphobie, Generalisierte Angststörung, soziale Phobie und spezifische Phobie. Allen Störungen ist gemein, dass die kognitive Verhaltenstherapie nach aktueller Studienlage am wirksamsten in der Angstbehandlung ist. Auch psychodynamische Verfahren, wie die tiefenpsychologische Psychotherapie oder die Psychoanalyse können hilfreich sein. Sie sollten nach der Leitlinie angewandt werden, wenn dies die Präferenz der Patient:innen ist oder KVT sich als nicht wirksam erwiesen hat. Auch bestimmte Medikamente sind bei Angststörungen hilfreich und können in der Behandlung angewandt werden, worauf wir heute aber nicht näher eingehen werden.
Menschen mit einer Angststörung befinden sich häufig in einem Teufelskreis der Angst. In diesem hängen die Wahrnehmung, Gedanken, Emotionen und körperliche Veränderungen und Symptome miteinander zusammen und drehen sich um die Angst. Die Angst kann durch verschiedene Arten ausgelöst werden, z.B. durch Gedanken, die Wahrnehmung einer Gefahr oder körperliche Veränderungen wie zittern oder schwitzen, und sich hochschaukeln. Da das für Betroffene sehr unangenehm ist, ist ein häufiger Bewältigungsversuch um die Angst zu beenden das Vermeiden von angstauslösenden Situationen/Reizen. Das führt jedoch in der Regel dazu, dass die Angst nur kurzfristig aufhört, langfristig aber jedoch wieder kommt und sich sogar verstärken kann. In der kognitiven Verhaltenstherapie werden die verschiedenen Bereiche der Angst bearbeitet. Ziel in der Psychotherapie ist jedoch nicht die Beseitigung der Angst. Denn Angst ist eine wichtige Reaktion im Körper, die nur kurze Zeit anhält und von selbst zurück geht.
Die kognitive Verhaltenstherapie kann an verschiedenen Stellen ansetzen, um die Angst zu behandeln. Eine davon ist der verhaltenstherapeutische Teil. Eine Vermeidung oder Flucht aus angstauslösenden Situationen ist nicht hilfreich, um langfristig deine Angst loszuwerden. Gemeinsam mit deinem oder deiner Therapeut:in wirst du also lernen, dich deiner Angst auszusetzen, sie auszuhalten und zu bemerken, dass keine echte Gefahr besteht. Die sogenannte Exposition, also die Konfrontation mit der Angst, ist ein großer und wichtiger Teil der kognitiven Verhaltenstherapie. Vor allem bei den Phobien (Agoraphobie, soziale Phobie, spezifische Phobie) kann die Exposition sehr schnell zu einer Angstreduktion führen. Aber auch bei einer Generalisierten Angststörung und Panikstörung ist ein wichtiges Element der Verhaltenstherapie zur Angst hinzuschauen und sich mit ihr auseinander zu setzen.
Ein anderer wichtiger Teil der KVT ist die kognitive Therapie. Menschen mit einer Angststörung haben häufig sehr dysfunktionale Gedanken über die Angst, die Umwelt und sich selber. Das kann z.B. die Bewertung oder Interpretation betreffen: körperliche Veränderungen wie schwitzen, zittern oder Herzrasen (z.B. nach Treppengehen) können als Anzeichen von Angst missinterpretiert werden und so der Einstieg in den Teufelskreis sein.
Aber auch negative Annahmen über die eigene Person (“Ich halte das nicht aus.”, “Ich kann das sowieso nicht.”, “Immer mache ich alles falsch.”) können eine Angststörung (und Vermeidungsverhalten) begünstigen und werden in einer kognitiven Verhaltenstherapie behandelt.
Zusätzlich dazu lernst du in einer kognitiven Verhaltenstherapie auch deinen Körper wieder zu entspannen und mit Anspannung umzugehen. Zudem ist es ganz allgemein hilfreich, über Belastungen zu sprechen, was natürlich auch ein großer Teil der Verhaltenstherapie ist. Das fördert z.B. den Ausdruck von Emotionen und hilft so bei ihrer Verarbeitung.
All das spricht zwar für eine kognitive Verhaltenstherapie bei der Behandlung von Ängsten, sie ist aber natürlich nicht der einzig richtige Weg. Hauptsächlich kommt es nämlich darauf an, mit welcher Therapieform und Therapeut:in du dich wohl fühlst. Welche weiteren Therapieformen es gibt, kannst du hier nachlesen.
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