Artikel vom 
Juni 15, 2023

Wie gut ist Online-Therapie?

Lesedauer 7 Minuten

Psychologische Online-Angebote gibt es schon länger, doch wurden sie lange kritisch betrachtet und kaum angewandt. Nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie zeigt sich die Digitalisierung jedoch auch immer mehr im Gesundheitsbereich. Die Zahl der Online-Therapien und Online-Therapiekurse steigt stetig und es werden Therapien gegen Depressionen, Angststörungen, Traumafolgestörungen, Essstörungen und viele weitere psychische Störungen angeboten. Doch wie gut ist Online-Therapie? Was Online-Therapie eigentlich genau ist und was die Vorteile und Einschränkungen sind, erfährst du hier.

Was ist Online-Therapie?

Es gibt sehr viele verschiedene Online-Angebote, die Hilfe bei psychischen Beschwerden oder Störungen anbieten. Dabei werden teilweise auch sehr unterschiedliche Begriffe verwendet, was das ganze möglicherweise etwas kompliziert aussehen lassen könnte.

Es kann unterschieden werden zwischen Online-Psychotherapie und anderen Online-Therapie Angeboten oder Kursen. Im Allgemeinen beschreibt Psychotherapie (also auch Online-Psychotherapie) eine Tätigkeit zur Feststellung, Linderung oder Heilung von psychischen Störungen, die nur von psychologischen Psychotherapeut:innen, Ärzt:innen für Psychotherapie oder Heilpraktiker:innen für Psychotherapie angeboten wird. Sie enthält eine individuelle Diagnosestellung und individuelle Informationen und Therapievorschläge, die auf dich und deine Situation abgestimmt sind. Psychotherapie, genauso wie Online-Psychotherapie, findet immer im Kontakt mit bzw. in Begleitung eines oder einer Therapeut:in statt. 

Andere Online-Angebote wie E-Mental-Health Programme, Digitale Gesundheitsanwendungen, psychologische Online-Beratung, Online-Therapiekurse, Gesundheitsapps, Online Selbsthilfeprogramme oder auch Virtual-Reality-Anwendungen werden ganz ohne persönlichen Kontakt, mit teilweise persönlichen Kontakt oder komplett unter Begleitung angeboten. Die Übergänge sind hier fließend. Es können verschiedene Medien wie Telefon, E-Mails, Chats oder Apps genutzt werden. Online-Anwendungen werden meist für eine bestimmte (körperliche) Erkrankung oder psychische Störung angeboten, zum Beispiel speziell für Depressionen, Angststörungen, chronische Schmerzen oder Adipositas. Sie können in der Regel komplett eigenständig, von überall aus und in deinem eigenen Tempo durchgeführt werden. 

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Wie funktioniert Online-Therapie?

Wie genau deine Online-Therapie aussehen kann, unterscheidet sich je nachdem, ob du dich für eine Online-Therapie oder eine andere Online-Anwendung zur Hilfe bei psychischen Beschwerden entscheidest. Entscheidest du dich für eine Online-Anwendung, kannst du entweder deine:n Hausärzt:in nach einem Rezept für eine App fragen, oder dich selbstständig nach geeigneten Programmen erkundigen. Möchtest du eine “normale” Therapie online machen, suchst du dir eine:n Psychotherapeut:in, der oder die deine Psychotherapie begleitet. Der einzige Unterschied ist, dass du bei einer Anfrage schon direkt nach der Möglichkeit, die Therapie online zu machen, fragen solltest. Dadurch bist du beispielsweise örtlich nicht so sehr gebunden. 

Ablauf einer Online-Therapiesitzung

Der Ablauf bei einer Online-Therapie unterscheidet sich nicht grundlegend von einer Therapiestunde vor Ort. Online-Therapie findet in der Regel als Videositzung statt, an der nur du und dein:e Psychotherapeut:in teilnehmen. Je nach Angebot kann sie ausschließlich als Videotherapie oder auch als Kombination aus Videotherapie und Vor-Ort-Terminen stattfinden.

Diese Vielzahl an digitalen Angeboten zur Hilfe bei (psychischen) Belastungen und Online-Therapie ermöglicht es also, eine für dich und deine Situation richtige und machbare Unterstützung zu finden. Was sind also die Vorteile und Grenzen von solchen Angeboten?

Vorteile von Online-Therapie und psychologischen Online-Angeboten

Zugang und Bequemlichkeit

Nicht alle Menschen können oder wollen an einer Psychotherapie vor Ort teilnehmen. Das kann unterschiedliche Gründe haben, zum Beispiel persönliche Gründe oder auch Einschränkungen aus räumlichen Gründen, wie lange Arbeitszeiten, Schichtdienst, wenn der Wohnort auf dem Land liegt oder du häufig verreist. Auch körperliche Einschränkungen oder bestimmte psychische Schwierigkeiten, wie die Angst, das Haus zu verlassen, können Gründe für eine Online-Therapie oder ein Online-Angebot sein. Zudem werden ganz spezifische Angebote, die nicht überall angeboten werden, so für mehr Menschen erreichbar. 

Neben körperlichen oder psychischen Schwierigkeiten, die einer Psychotherapie vor Ort im Wege stehen, kann die Online-Therapie für einige Menschen auch Vorteile bringen, da es Ihnen von zu Hause aus leichter fallen könnte, sich zu öffnen. Die eigenen vier Wände bedeuten für viele Menschen einen Wohlfühlort, der Schutz und Geborgenheit gibt, was während der Therapie helfen könnte.

Wie du vielleicht schon einmal gehört hast, gibt es bei vielen Psychotherapie-Praxen oder Ambulanzen sehr lange Wartezeiten für einen Therapieplatz. Es kann mehrere Erstgespräche, Wartelistenplätze und Wartezeiten bis zu vielen Monaten dauern, um einen Platz für eine Psychotherapie zu bekommen. Online-Angebote haben diese langen Wartezeiten in der Regel nicht. Häufig kannst du sofort beginnen, sobald du die entsprechende App heruntergeladen hast, dich angemeldet oder einen Termin vereinbart hast.

Doch auch, wenn du bereits einen Therapieplatz vor Ort in Aussicht hast, kann die Wartezeit mit entsprechenden Online-Angeboten überbrückt werden und so bereits eine Verbesserung deiner Symptome schaffen. 

Flexibilität

Ein weiterer großer Vorteil von Online-Therapie und anderen Online-Angeboten ist, dass sie sehr flexibel gestaltet und an deine Bedürfnisse angepasst werden können. Online-Angebote wie Apps oder Programme können meist eigenständig begonnen und jederzeit und überall fortgeführt werden. So kannst du selber entscheiden, wie viel und intensiv du gerade an dir und deinen Symptomen arbeiten möchtest, wann du dir Zeit dafür nehmen möchtest und wie viel Unterstützung du gerade benötigst. Auch bei Online-Therapie mit festeren und persönlichen Videoterminen sind diese häufig flexibler anpassbar und einfacher in den Alltag zu integrieren, als wenn du in eine Praxis fahren musst. Das ist für viele Menschen, die einen festen Job und eine Familie haben, sehr wichtig. 

Anonymität 

Auch Menschen, die aus bestimmten Gründen anonym bleiben möchten oder müssen und einer psychischen Belastung ausgesetzt sind, können durch Online-Therapie und weitere Angebote profitieren. Denn viele digitale Angebote wie Apps oder Therapieprogramme können anonym durchgeführt werden. Auch Menschen, die aus Scham oder Angst vor einer Stigmatisierung keine Psychotherapie vor Ort machen möchten, können so versorgt werden. Und keine Sorge: auch in der Online-Therapie werden deine Daten vertraulich behandelt, denn hier gilt ein ebenso hoher Schutz der Patient:innendaten wie in einer Praxis. 

Einschränkungen und Grenzen der Online-Therapie

Technische Anforderungen

Du wirst es kennen: das Internet zu Hause macht Probleme, die Verbindung hakt oder der Empfang ist schlecht. Ein offensichtlicher Nachteil von Online-Therapie ist, dass die Internetverbindung stabil sein sollte, damit sie richtig angewandt und durchgeführt werden kann. Kommt es häufiger zu Verbindungsproblemen, könnte das einer Online-Therapie im Wege stehen. 

Neben einer stabilen Internetverbindung ist eine Voraussetzung von Online-Therapie und anderen Online Therapieangeboten, mit dem Computer, Laptop oder Handy insoweit umgehen zu können, dass diese Angebote richtig genutzt werden. Menschen, die sich damit weniger auskennen oder keinen Zugang zu diesen Geräten haben, könnten entsprechend benachteiligt sein, oder sich damit überfordert und frustriert fühlen.

Mangelnde Privatsphäre zu Hause

Doch selbst, wenn die technischen Voraussetzungen erfüllt sind, ist es für die meisten Online Therapieangebote wichtig, dass du sie von einem Ort aus durchführen kannst, wo du dich wohl fühlst und dich öffnen kannst. Hast du bei dir zu Hause keine Ruhe, keinen eigenen Raum oder ist es sehr hellhörig, könnte das eine Hürde in der Psychotherapie oder bei anderen Online-Angeboten darstellen. 

Kein physischer Kontakt

Eine weitere Einschränkung von Online-Angeboten ist die eingeschränkte nonverbale Kommunikation. Tatsächlich ist diese für vieles sehr wichtig in der Psychotherapie, sei es, um das Befinden der Patient:innen besser einschätzen zu können, Missverständnissen in der Kommunikation vorzubeugen oder Trost und Sicherheit zu spenden. In der Videotherapie kann zwar die Mimik und Stimmlage genutzt werden, doch die Körperhaltung und Gestik zeigen sich auch hier nicht vollständig. 

Zudem ist es schwierig, bestimmte Übungen über Videotherapie, Telefonate oder ganz ohne physischen Kontakt durchzuführen. Dazu zählen beispielsweise Rollenspiele, Expositionsübungen oder Imaginationsübungen. Bei Online-Angeboten ganz ohne persönlichen Kontakt könnte eine weitere Einschränkung sein, dass Übungen und Aufgaben möglicherweise nicht ausreichend und verständlich genug erklärt sind, und nicht nachgefragt oder gemeinsam besprochen werden kann, was die Aufgabe ist. 

Eine weitere mögliche Einschränkung der Online-Therapie, die manchmal berichtet wird, ist das geringere Commitment als bei einer Psychotherapie vor Ort. Das bedeutet, dass einige Patient:innen sich der Psychotherapie weniger verpflichtet fühlen oder weniger Engagement zur Mitarbeit zeigen, wenn sie online stattfindet. 

Was kostet eine Online-Therapie? 

Die Kosten für psychologische Online-Angebote sind sehr unterschiedlich und von verschiedenen Faktoren wie deiner Krankenversicherung oder den bestimmten Anbietern und Leistungen abhängig. Online-Therapiekurse oder -programme gibt es sowohl als kostenfreie, als auch als kostenpflichtige Angebote. Informiere dich sicherheitshalber bei den jeweiligen Anbietern über die Kosten.

Seit Ende 2019 gibt es die sogenannten digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGAs), auch “Apps auf Rezept” genannt. Sie können von Ärzt:innen oder Psychotherapeut:innen verschrieben werden, die Kosten werden von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Es handelt sich meist um Programme zu bestimmten körperlichen oder psychischen Erkrankungen.  

Wird Online-Therapie von der Krankenkasse übernommen?

Eine Psychotherapie in Deutschland wird von der Krankenkasse bezahlt, wenn deine:e Psychotherapeut:in eine Kassenzulassung hat, um mit den gesetzlichen Krankenkassen abzurechnen. Auch Onlinetherapie im Rahmen einer solchen Psychotherapie wird entsprechend von deiner Krankenkasse übernommen. Allerdings ist es aktuell in Deutschland so, dass dann zumindest ganz am Anfang ein persönlicher Kontakt vor Ort stattfinden muss. Dies dient dem Kennenlernen, der Diagnosestellung und der Abschätzung des Schweregrades der Störung. Danach kann die Psychotherapie online stattfinden.  

Viele Online-Therapien werden jedoch (noch) nicht von der Krankenkasse übernommen. Handelt es sich um eine Psychotherapie nach anerkannten Behandlungsstandards (was dringend zu empfehlen ist!), orientieren sich die Kosten für eine Therapiestunde in der Regel an der gesetzlichen Gebührenordnung für Psychotherapeut:innen und kosten meist zwischen 100 und 160 Euro. Die Kosten können auch von Stunde zu Stunde variieren und sind nicht immer transparent und offen dargestellt. 

Bei Beavivo zahlst du pro Therapiesitzung 119, 65 €, ohne versteckte Kosten. Beavivo ist eine Plattform, die mit einem deutschlandweiten Netzwerk an Therapeut:innen zusammenarbeitet und dich dabei unterstützt, sofort mit deiner Psychotherapie beginnen zu können. 

Funktioniert Online-Therapie? 

Positive Ergebnisse

Sowohl Online-Therapie als auch andere Online-Angebote sind wirksam, das kann inzwischen durch zahlreiche Studien belegt werden. Selbsthilfeprogramme, Kurse und Apps, die eigenständig durchgeführt werden, scheinen jedoch wirksamer zu sein, wenn es Ansprechpartner:innen gibt, die bei Fragen kontaktiert werden können und wenn Teilnehmer:innen regelmäßig motiviert werden, weiterzumachen. 

Auch für Online-Therapie gibt es viele Studien, die zeigen, dass Online-Therapie effektiv bei vielen psychischen Störungen helfen kann, teilweise sogar ähnlich gut, wie Psychotherapie vor Ort. Am häufigsten wurde dabei die kognitive Verhaltenstherapie untersucht, es gibt inzwischen jedoch auch Studien, die analytische und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie untersucht und diese als wirksam eingeschätzt haben. 

Hilft Online-Therapie bei Depressionen und Angststörungen?

Die meisten Studien untersuchten vor allem die Effekte bei Depressionen, Angststörungen, Substanzabhängigkeit und posttraumatischen Belastungsstörungen. Hier zeigen die Ergebnisse ganz eindeutig, dass Online-Therapie diese Störungen effektiv behandeln kann. Auch bei Schlafstörungen, Essstörungen und Schmerzstörungen kann Online-Therapie helfen. Für weniger intensiv untersuchte psychische Störungen ist es allerdings schwierig, eine Wirksamkeit für Online-Therapie und andere Online-Angebote vorherzusagen. 

Bei einigen Störungsbilder bzw. Übungen kommen in der Online-Therapie Besonderheiten hinzu. Wie oben bereits erwähnt, unterscheidet sich der Ablauf nicht grundlegend zwischen Online- und Vor-Ort-Psychotherapie. Vor allem bei der Behandlung bei Ängsten können Expositionsübungen dann nicht vor Ort durchgeführt werden. Viele Online-Angebote bieten hierfür jedoch ein Expositionstraining mit virtueller Realität (VR-Brillen) an, womit beispielsweise Höhenangst oder Flugangst effektiv behandelt werden kann. 

Ist Online-Therapie für mich geeignet?

Es ist nicht genau zu beantworten, für wen Online-Therapie sich eignet und für wen nicht. Das ist zum einen abhängig von deinen persönlichen Präferenzen, deiner Situation und der Schwere deiner psychischen Belastung. Nicht zu empfehlen ist Online-Therapie jedoch bei sehr schwer ausgeprägten psychischen Störungen. Auch bei einer Selbstgefährdung oder Fremdgefährdung sind Online-Programme sowie Online-Therapie weniger geeignet. Hier ist eine intensive und persönliche Betreuung hilfreicher oder notwendig. 

Ansonsten spricht aber erst einmal nichts gegen eine Online-Therapie. Wenn du dich also psychisch belastet fühlst und Interesse an einer Online-Therapie hast, kannst du gemeinsam mit deinem oder deiner Psychotherapeut:in entscheiden, ob und wie Online-Therapie für dich funktionieren kann. Bei Beavivo kannst du sofort ein kostenfreies Informationsgespräch vereinbaren. Wenn du sicher eine (Online)Therapie beginnen möchtest, kannst du auch direkt ein Erstgespräch vereinbaren und innerhalb einer Woche mit deiner Therapie starten.

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Fühlst du dich momentan belastet und möchtest mit jemandem darüber sprechen? Unsere Patientenbegleitung unterstützt dich dabei, deine Therapie bei Beavivo innerhalb einer Woche zu beginnen.

Friederike Schubbert

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